Karanlık bilmeyiz nurumuz vardır,
Gerçeği söyleyen dilimiz vardır…
Düşünce karanlığına ışık saçanlara
aşk olsun…
Die Aleviten sind eine ethno-religiöse Gemeinschaft, die von den Balkanen über Anatolien bis zum Kaukasus und nach Mesopotamien auf einem weiten geografischen Raum verwurzelt ist. Trotz aller Bedrohungen und Gewalt, die sich gegen sie richteten, haben sie über Jahrhunderte hinweg ihr kulturelles Gedächtnis mündlich von Generation zu Generation weitergegeben und damit ein starkes kulturelles Erinnerungsvermögen geschaffen, das auch die Orte, in denen sie lebten, geprägt und identifiziert hat.
Das Alevitentum ist eines der ältesten Glaubenssysteme in diesem breiten Raum, der als Wiege der Zivilisation gilt, und es besteht bis heute mit unterschiedlichen traditionellen Strömungen fort.
Darüber hinaus waren Alevi-Gemeinschaften aus verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Gründen seit Jahrhunderten gezwungen, ihre angestammten Regionen zu verlassen. Besonders in den letzten fünfzig Jahren haben sie in westeuropäischen Ländern große Bevölkerungen gebildet.
Obwohl Aleviten in Europa heute verschiedene Rechte in Bezug auf Verfassungsrechte, offizielle Anerkennung und Organisation erlangt haben, werden ihre Forderungen nach offizieller Anerkennung und anderen demokratischen Rechten insbesondere in der Türkei, wo die alevitische Bevölkerung am dichtesten ist, weiterhin ignoriert.
Darüber hinaus wird die Realität der Aleviten vor allem von den Kreisen, die die Staatsmacht innehaben, aus religiösen und politischen Motiven manipuliert, um sie zu verändern. In diesem Sinne sind die Aleviten – wie in der Vergangenheit auch heute – mit vielfältiger Diskriminierung und Gewalt konfrontiert: der Verweigerung, als unabhängige Glaubensgemeinschaft anerkannt zu werden, der Missachtung ihrer Rechte, Massakern, Verfolgung und erzwungener Assimilation.
Eine weitere ausgeprägte Form dieser alevitenfeindlichen Diskriminierung ist die epistemische Gewalt in Bezug auf das Wissen über das Alevitentum.
Das bedeutet: Das Wissen über die Aleviten wurde und wird nicht mit ihren eigenen Begriffen, Sprachen, Traditionen, Sinnwelten, Gefühlsformen und Erzählungen definiert, sondern vollständig im Rahmen der Erwartungen externer Akteure (wie Staaten oder außeralewitischer Gruppen). Dieses „fremde“ Wissen, das dem gelebten Alevitentum fremd ist, wurde der alevitischen Welt aufgezwungen und wird weiterhin aufgezwungen.
Im Gegensatz dazu haben sich seit den 1990er Jahren Bestrebungen entwickelt, Wissen zu schaffen, das auf der Realität der Aleviten selbst beruht und sich gegen physische, symbolische und epistemische Gewalt richtet.
Diese Bemühungen haben sich sowohl in der internationalen akademischen Welt als auch im Rahmen zivilgesellschaftlicher Arbeit über die Alevi Studies (wissenschaftliche Veröffentlichungen, Zeitschriften, Zeitungen, Fernsehen, Radio, Bücher, Broschüren, Berichte usw.) ihre eigenen Räume geschaffen und entwickeln sich weiter.
Wir sind der Ansicht, dass die Initiative der Alevi Enzyklopädie – da wir nun das erste Viertel des 21. Jahrhunderts hinter uns lassen – ein großes und dringendes Bedürfnis ist: das Wissen über das Alevitentum aus seinen eigenen Quellen zu sammeln; die vorhandenen schriftlichen Quellen systematisch zu kategorisieren, zu untersuchen und in einer ganzheitlichen, verständlichen Form zu präsentieren; und es auf einer Plattform, die den technologischen Anforderungen unserer Zeit entspricht, von heute an für die Weltöffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Alevi Enzyklopädie wird eine unverzichtbare Wissensplattform sein, die dazu beiträgt, alle Hindernisse und Bedrohungen gegenüber der historischen Existenz des Alevitentums zu überwinden.
Die Alevi Enzyklopädie versteht sich als Konkretisierung und neue Phase des akademisch-intellektuellen Wissens, das besonders in den letzten dreißig Jahren entstanden ist, und als ein starker Wille, das Alevitentum mit seiner eigenen Stimme, seinen eigenen Begriffen, Gedanken und Empfindungen auszudrücken.
Von diesem Standpunkt ausgehend machen wir uns auf den Weg, eine „digitale Enzyklopädie“ zu schaffen, die das Wissen über das Alevitentum ohne Verfälschung und Zerstörung an neue Generationen, Forschende und Wissenschaftler weitergeben soll.
Dieses Projekt bezeichnen wir als Alevi Enzyklopädie.
Warum eine Alevi Enzyklopädie?
Enzyklopädien unterscheiden sich in Umfang, Schreibweise und Funktion deutlich von Wörterbüchern, Sammelbänden oder Sonderausgaben von Zeitschriften.
Seit sie im 18. Jahrhundert in Frankreich in der Moderne Gestalt annahmen, verfolgten Enzyklopädien das Ziel, die Gesellschaft aufzuklären und sie mit der Kraft des wahren Wissens aus dem Joch der alten Regime zu befreien.
In dieser Form stellten Enzyklopädien im Kern ein revolutionäres Bemühen dar: Sie wollten historische und aktuelle Informationen durch wissenschaftliche Methoden filtern und die Menschen mit der Wahrheit in Kontakt bringen.
Das Alevitentum ist eine Kultur mit einem Glaubenssystem von jahrtausendealter Tiefe, einem reichen Repertoire an Diskursen und Ritualen, einem vielfältigen mündlichen und schriftlichen Gedächtnis, sozialen Institutionen, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben werden, einem kollektiven Gedächtnis und geografisch verankerten Orten.
Doch das Alevitentum war im Laufe der Geschichte auch mit ernsten Bedrohungen wie Zwangsassimilation, Massakern und der Verfälschung seines kulturellen Erbes konfrontiert.
Daher gibt es schwerwiegende interne Probleme und Diskussionen in Bezug auf das richtige Verständnis, den Schutz und die Weitergabe des alevitischen Kulturerbes.
Die Alevi Enzyklopädie wird ein starkes Instrument sein, um dieses große Erbe zu bewahren und den neuen Generationen ein richtiges und wissenschaftlich fundiertes Lernen zu ermöglichen. Sie wird ein umfassendes und facettenreiches Verständnis des Alevitentums bereitstellen.
Das Alevitentum ist zugleich eine eigenständige kulturelle Identität mit sehr starken sozial-politischen Dimensionen.
Doch gerade diese Dimension ist besonders durch staatliche Eingriffe bedroht und wird physischer und/oder epistemischer Gewalt ausgesetzt.
Die Alevi Enzyklopädie wird der alevitischen Gemeinschaft auch dabei helfen, in einem Umfeld der Desinformation ihr eigenes kulturelles Selbstverständnis zu erfassen, zu stärken und weiterzugeben.
Die Alevi Enzyklopädie wird nicht nur das kulturelle Erbe der Alevi-Gemeinschaften in der Türkei widerspiegeln, sondern auch das der Aleviten in der gesamten alevitischen Geografie, die aus unterschiedlichen ethnischen und/oder religiös-traditionellen Wurzeln stammen.
In dieser Hinsicht wird die alevitische Gemeinschaft ein stärkeres Identitätsbewusstsein und eine stärkere Identitätsbindung aufbauen können, indem sie sich ihrer eigenen Vielfalt und kulturellen Reichtümer bewusst wird.
Angesichts der Tatsache, dass das Wissen über den Alevitentum heute in verschiedenen Weltsprachen vielfältig und schnell verbreitet wird, sehen wir es als dringendes Bedürfnis an, eine digitale Plattform zu schaffen und zu teilen, die:
- den umfassendsten Zugang zu Wissen über das Alevitentum bietet,
- unterschiedliche akademische und intellektuelle Ansätze und Kommentare berücksichtigt,
- dieses Wissensreichtum filtert und sammelt, ohne von wissenschaftlichen Kriterien abzuweichen,
- die Realität unserer Zeit berücksichtigt
- und in aktualisierbarer Form bereitsteht.
Zusammengefasst:
Wir wollen das Wissen über das Alevitentum gegen hegemoniale und koloniale Ansätze, die epistemische Gewalt erzeugen, aus seinen eigenen kulturellen Codes heraus darstellen.
Wir wollen insbesondere für die jungen Generationen eine grundlegende Referenzquelle schaffen und das Wissen über die alevitische Kulturwelt im Lichte wissenschaftlicher Perspektiven und unter Nutzung der Technologien unserer Zeit weitergeben und bewahren.
Was für eine Alevi Enzyklopädie?
Ein Enzyklopädie-Projekt in diesem Umfang und mit dieser Breite muss als ein sehr schwieriger und langwieriger Prozess verstanden werden, der sich über eine längere Zeitspanne erstrecken wird.
Natürlich erhöht auch das Bewusstsein für die historische und gesellschaftliche Verantwortung die Last unserer Arbeit.
Der Erfolg eines solchen Projekts in Bezug auf Zeit, Kapazitäten und Ressourcen wird in erster Linie durch starke Entschlossenheit und gemeinsames Handeln möglich sein.
Daher ist die Mitwirkung aller Akademiker, Autorinnen und Autoren sowie der neuen Forschergeneration, die sich bisher mit diesem Thema beschäftigt haben, von lebenswichtiger Bedeutung.
Zu diesem Zweck wird ein Redaktionsrat der Enzyklopädie, bestehend aus Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftlern sowie Forschenden, die Arbeit leiten, damit die Alevi Enzyklopädie erfolgreich umgesetzt werden kann.
Die Alevi Enzyklopädie wird ein sehr breites Spektrum abdecken: Begriffe, Institutionen, historische Hintergründe, aktuelle soziologische und anthropologische Dimensionen der alevitischen Kulturwelt; Symbole, Werte, Gefühle; und das mündliche kulturelle Erbe.
Die Artikel zu diesen Themen werden von Fachautorinnen und Fachautoren verfasst und nach Prüfung durch den Redaktionsrat veröffentlicht.
Die Alevi Enzyklopädie wird sich an sozialwissenschaftlichen Kriterien orientieren.
Sie wird eine objektive Perspektive entwickeln, frei von verstreuten, eklektischen und unbegründeten Argumenten; eine Perspektive, die den Leserinnen und Lesern einen ganzheitlichen Blick vermittelt und sowohl die bestehende kulturelle Vielfalt als auch unterschiedliche Herangehensweisen und Sichtweisen zum Alevitentum berücksichtigt.
Die Alevi Enzyklopädie wird als digitale Plattform in das Publikationsleben eintreten.
So wird sie stets offen für Aktualisierungen sein, sich inhaltlich und im Umfang erweitern können und die sich wandelnde gesellschaftliche Realität widerspiegeln – also über einen dynamischen Inhalt verfügen.
Die Alevi Enzyklopädie möchte eine mehrsprachige Plattform sein, auf die alle, die sich über das Alevitentum informieren wollen, zugreifen können – insbesondere die junge Generation in der europäischen Diaspora.
Mit fortschreitender Arbeit ist geplant, die Enzyklopädie-Artikel in verschiedene europäische Sprachen zu übersetzen und so ein breiteres Lesepublikum zu erreichen.
Zur Alevi Enzyklopädie werden nicht nur Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beitragen, sondern auch Persönlichkeiten aus der Alevi-Gemeinschaft, Intellektuelle und religiöse Autoritäten.
Dadurch wird ermöglicht, dass Stimmen aus der alevitischen Kulturwelt das von ihnen getragene Erbe durch die Enzyklopädie weitergeben.
Die Bewahrung der Pluralität der im Alevitentum innewohnenden Glaubensformen und Rituale; die Sichtbarmachung der kulturellen und linguistischen Vielfalt in den historischen und traditionellen Strömungen des Glaubens gegen die Vereinheitlichung; und die Notwendigkeit, die durch die massenhafte Literatur zum Alevitentum entstandene Komplexität verständlicher zu machen – all dies erscheint heute nur durch ein umfassendes enzyklopädisches Projekt möglich.
Die Alevi Enzyklopädie macht sich auf den Weg, eine starke Antwort auf dieses Bedürfnis zu geben.
Gründungsredaktion der Alevi Enzyklopädie